Auf dem YouTube-Kanal des Kölner Ernährungsrates erschien gerade ein Video-Tutorial zum Bau einer Natursteintrockenmauer. Natursteintrockenmauern werden ohne Mörtel mit Bruchsteinen gebaut und bieten in den Ritzen zwischen den Steinen Lebensraum für Pflanzen, Insekten und kleinere Tiere. Thorsten Neugebauer, Meister im Garten- und Landschaftsbau, zeigt in diesem Video, wie man Natursteintrockenmauern stabil und sicher anlegt und welches Werkzeug man dafür benötigt.
Der Bau der beiden Natursteintrockenmauern im Video wurde durch die Jürgen Rembold-Stiftung gefördert. Akiro Hellgardt hat das Video gedreht und geschnitten. Durch die Mauern wurde ein neu aufgeschütteter Erdwall in 3 Stufen terrassiert, wodurch eine einfach zu bearbeitende Fläche für Bepflanzungen entstand. Diese Fläche steht nun der Garten-Werkstatt des Jugendzentrums Köln Weiden zur Verfügung und wurde mit einer Mischung aus Obstbäumen, Obststräuchern, Kräutern, Gemüsen und insektenfreundlichen Wildpflanzen bepflanzt. Damit ist das Projekt Teil der essbaren Stadt Köln.
Auf dem terrassierten Hang wachsen derzeit:
Australisches Zitronenblatt | Maulbeere |
Bambus | Mispel |
Basilikum | Mohn |
Beifuß | Oregano |
Dornenlose Brombeere | Palmkohl |
Gelbe Zucchini | Petersilie |
Gewürz-Tagetes | Rhabarber |
Gojibeere | Rosmarin |
Griechischer Bergtee | Rucola |
Gurken | Schnittlauch |
Hopfen | Schnittsellerie |
Hornklee | Shiso |
Lavendel | Sonnenblumen |
Lein | Spitzwegerich |
Mädesüß | Thymianarten und -sorten |
Malven | Tomaten (verschiedene Freilandsorten) |
Mangold | Wein |
Margeriten | Wicken |
Für den Bau der Mauer wurden die folgenden Werkzeuge verwendet:
- Besen o.ä. (Säubern der Baustelle
- Bruchstücke von den Steinen (für Fugen, kippelige Steine stabilisieren)
- Fäustel (mindestens 1,5 kg)
- Flachmeißel (kleinere Überstände abschlagen)
- Kelle (Bodenplanum, Erde heranschieben)
- Latthammer (Ecken Steine abschlagen, Bodenlockerung, Feinplanum)
- Platt-/Kreuz-/Rodehacke (Ausschachtung, Grob-/Feinplanum)
- Richtschnur (Maurerschnur) und Schnurpinne (Metall oder Holz)
- Schalhammer (Ecken Steine abschlagen, Bodenlockerung, Feinplanum)
- Scharriereisen (Anpassen der Steingröße, Kanten und Überstände abschlagen)
- Schubkarre (für Boden, Steine und Werkszeuge)
- Simplex- oder Gummihammer (Steine festschlagen)
- Spaten und Schaufel (Bodenbearbeitung)
- Vorschlaghammer/ Kantholz/ Stampfer (Bodenverdichtung)
- Wasserwaage (Neigung der Treppe ermitteln)
Es empfiehlt sich eine persönliche Schutzausrüstung (PSA):
- Sicherheitsschuhe/-stiefel (S3) mit Stahlkappe (Schutz vor Quetschgefahr durch fallende Steine)
- Schutzbrille/Visier aus Kunsstoff (keine Glasbrille) (gegen Splitter beim Bearbeiten der Steine)
- Stabile Handschuhe (Schutz vor Abschürfungen und Schnitten durch scharfkantige Steine oder Splitter)
Die Natursteine sollten am besten aus der Region oder gebraucht sein. Dabei hat man bei Natursteinen mehrere Optionen:
- leicht zu bearbeiten: Kalksteine, Lava oder Tuff,
- mittelschwer zu bearbeiten: Sandsteine, Buntsandsteine oder Basaltlava,
- schwer zu bearbeiten: Granite, Porphyre oder Basalt.
Es gibt auch die Option, Ziegelsteine, Bauschutt oder andere gebrauchte Steine mit einzubauen. Dabei muss man allerdings auf die Eigenschaften der Steine und ihre langfristige Haltbarkeit achten, damit durch Unterschiede in der Mischung der Steine keine Instabilitäten entstehen.
Mein persönlicher Sprachspinat-Tipp
Eine gemörtelte Mauer mit einheitlichen Steinen bietet keine Möglichkeiten zur Bepflanzung von Mauerlücken und keine Anlässe, Steine zu vergleichen. Natursteintrockenmauer hingegen bestehen aus Steinen in unterschiedlichen Größen und Formen und Spalten. Außerdem weisen sie Lücken zwischen den Steinen auf, von denen man einige bepflanzen und andere für Insekten oder kleinere Tiere wie Eidechsen offen halten kann. Damit bietet eine Naturtrockensteinmauer, bei der Bepflanzung, beim Beobachten und bei der Gartenpflege viele Gelegenheiten, Adjektive für Größe, Form und Farbe oder auch räumliche Ausdrücke zu gebrauchen und einzuüben. Das kann man einfach, aber auch ziemlich komplex gestalten. Beispielsweise könnte man jemanden bitten, die Sedum-Pflanze mit den gelben Blüten zwischen den hellbraunen, länglichen Stein und den etwas dunkleren und eher quadratischen Stein in der Mitte der Mauer zu pflanzen – und die Sedumpflanze mit den weißen Blüten auf den oberen Rand der Mauer, hinter den großen Stein mit der abgebrochenen Spitze.
Außerdem ist schon das Wort Naturtrockensteinmauer eine gute Ausspracheübung, da es recht lang ist und schwer auszusprechende Lautkombinationen wie rt und st enthält. Vielleicht kann man davon ausgehend ja ein paar Zungenbrecher zusammenbasteln, die man beim Bauen oder Gärtnern üben kann. Gute Wortkombinationen hierfür wären z.B. trocken/Brocken/stocken/rocken oder sein/Stein/seinen/Steinen Tipps zur Verwendung von Zungenbrechern gibt z.B. das Goetheinstitut.
Ich wünsche dabei viel Spaß – und natürlich auch viel Spaß und Erfolg beim Bau und beim Bepflanzen der Naturtrockensteinmauer!