12 Rs für mehr Nachhaltigkeit, Ökologie und Abfallvermeidung im Sprachspinat-Garten – Tipps, Literatur, Webseiten und Videos

Müllsammlung im öffentlichen RaumMüllsammlung im öffentlichen Raum

Im heutigen Blogbeitrag geht es um die 12 Sprachspinat-Garten-Rs – 12 Prinzipien für mehr Nachhaltigkeit und Abfallvermeidung im Sprachspinat-Garten:

Refuse (Ablehnen/Vermeiden), Reduce (Reduzieren), Reuse (Wiederverwenden), Recycle (Recyceln), Rot (Verrotten/Kompostieren), Repurpose (Umnutzen), Repair (Reparieren), Regift (Weitergeben), Rethink (Umdenken), Regrow (Nachwachsen lassen), Replace (Ersetzen), Regenerate (Regenerieren).

Diese Liste verbindet und ergänzt Prinzipien aus bekannten älteren Listen von Prinzipienlisten zur Abfallvermeidung, z.B. die Liste der UN 3R-Initiative (Reduce, Reuse, Recycle) oder die bekannte 5R-Liste von Bea Johnson: Refuse (Ablehnen/Vermeiden), Reduce (Reduzieren), Reuse (Wiederverwenden), Recycle (Recyceln), Rot (Verrotten/Kompostieren). Daher enthält der heutige Blogbeitrag nicht nur die 12R-Liste mit kurzen Erläuterungen und praktischen Gartentipps für jedes einzelne dieser Rs. Es gibt aber auch einen Überblick über verschiedene ältere R-Listen und Abfallvermeidungshierarchien, jeweils mit Lesetipps. Außerdem findet man im heutigen Beitrag weitere Publikationen, Webseiten und Videos mit Tipps für Abfallvermeidung im Garten und bei anderen Alltagsaktivitäten. Und natürlich gibt es – wie immer auf dem Sprache-Spiel-Natur.de-Blog – auch einen persönlichen Sprachspinat-Tipp zur Verbindung von Sprachbildung, Naturbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung. Diesmal geht es darum, wie man mit Kindern oder Jugendlichen Prinzipien-Listen wie die R-Listen entwickeln kann. Dabei kann man nämlich gemeinsam viel über Ökologie lernen und gleichzeitig das Sprachbewusstsein erhöhen, den Wortschatz fördern und die Kreativität anregen.

Wurmkompost-Experiment mit keimenden Kartoffeln, nachgezogenen Lauchwurzeln (Regrow) und kompostierbarer Verpackung (Rot)

Wurmkompost-Experiment mit keimenden Kartoffeln, nachgezogenen Lauchwurzeln (Regrow) und kompostierbarer Verpackung (Rot)

Die 12 Sprachspinat-Garten-Rs für Nachhaltigkeit, Ökologie und Abfallvermeidung

Das Sprachspinat-Garten-Konzept, das bereits in verschiedenen Blogartikeln beschrieben wurde, verbindet Sprachbildung, Naturbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung. Dabei werden die folgenden 12 Rs für Nachhaltigkeit, Ökologie und Abfallvermeidung beachtet:

Tab. 1: Die 12-R-Liste für den Sprachspinat-Garten

R Bedeutung Beispiele für den Garten
Refuse Ablehnen: Abfall und Umweltschädigendes vermeiden Keine torfhaltige Erde; keine Einwegverpackungen im Garten; keine Herbizide, Pestizide und pestizid-behandelte Pflanzen
Reduce Reduzieren: Ressourcenverbrauch senken Weniger gießen durch Mulchen; kleinere Anbauflächen planen; Werkzeuge gemeinsam nutzen; sodass weniger angeschafft werden müssen
Reuse Wiederverwenden: Dinge ihrem ursprünglichen Zweck erneut zuführen Pflanztöpfe, Pflanzenschildchen, Rankhilfen, Bindebänder jedes Jahr wiederverwenden
Repurpose Umnutzen/Zweckentfremden: Dinge anders als gedacht verwenden Alte Dosen als Pflanzgefäße; Gardinen als Schattennetz; alte Teller, Tabletts oder Backbleche als Untersetzer, Holzreste für Hochbeete oder gehäckselt als Mulch und für Wege; ID-Hüllen mit gebrauchtem Papier als Pflanzenschildchen
Repair Defektes reparieren, statt wegwerfen Gartenschläuche, Werkzeuge oder Bettumrandungen ausbessern
Recycle Wiederverwerten: Materialien aufbereiten und in den Stoffkreislauf zurückführen Unvermeidbare Plastikverpackungen, Glasscherben von Flaschen oder nicht reparierbare Metallwerkzeuge zum Recycling bringen
Rot Verrotten lassen: Biologisch abbaubares kompostieren Komposthaufen; Wurmkompost; Bokashi-Eimer; Laub als Mulch; Gartenabfälle in tieferer Schicht von Hochbeeten verrotten lassen
Regift (Wieder-) Geben: Nützliche (Geschenkte) Dinge weitergeben Nicht benötigte (Garten-) Geschenke, Werkzeuge, Jungpflanzen, Ableger und Stecklinge verschenken oder tauschen
Rethink Umdenken: Nachhaltige Alternativen und Prinzipien anwenden Mischkultur statt Monokultur; Permakultur-Prinzipien; Regenwassernutzung; Biogärtnern; Biodiversität als Ziel
Regrow Nachwachsen lassen: Aus Pflanzenresten Neues ziehen lassen Frühlingszwiebeln im Glas nachziehen; Süßkartoffeltrieb im Wasser bewurzeln; Salatstumpf erneut treiben lassen
Replace Ersetzen: Schädliches durch Besseres austauschen Torf durch Kompost; Plastiktöpfe durch Tontöpfe oder Erdpresstöpfe; Kunstdünger durch Pflanzenjauche oder Wurmkompost(tee); Rankhilfen aus Metall oder Plastik durch Stöcke von Sträuchern oder Bambus aus dem Garten
Regenerate Regenerieren: Böden, Pflanzen und Wissen langfristig aufbauen Boden verbessern durch Mulch, Kompost und Gründüngung; Flächen entsiegeln

Die 12 Rs gibt es auch als Handout zum Download.

Repurpose & Reuse: Pflanzenbeschilderung mit wiederverwendeter ID-Hülle, Papierrest, Schnurrest und (selbstangebautem) Bambus

Repurpose & Reuse: Pflanzenbeschilderung mit wiederverwendeter ID-Hülle, Papierrest, Schnurrest und (selbstangebautem) Bambus

Andere R-Listen und Prinzipienhierarchien zur Abfallvermeidung

Die 3R-Liste

Die 3-R-Strategie (Reduce, Reuse, Recycle) geht auf eine japanische Initiative aus dem Jahr 2005 zurück, wurde von den G8-Nationen aufgegriffen und wird mittlerweile vom United Nations Centre for Regional Development (UNCRD) unterstützt. In Deutschland spiegeln sich diese Grundsätze u.a. im „Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Bewirtschaftung von Abfällen“ (Kreislaufwirtschaftsgesetz – KrWG) wieder.

Die 5R-Liste: Bea Johnson

Die Autorin Bea Johnson machte mit ihrem Buch Zero Waste Home (2013) eine 5R-Liste populär:

Refuse, Reduce, Reuse, Recycle, Rot

Bea Johnsons 5R-Hierarchie (CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Refuse,_Reduce,_Reuse,_Recycle,_Rot.png)

Die Abbildung deutet bereits darauf hin, dass die 5 Prinzipien hierarchisch angeordnet sind, vom wichtigsten R, das idealerweise befolgt werden sollte (Abfallvermeidung), hin zum letzten R (Verrotten/Kompostieren), das erst dann zum Einsatz kommen sollte, wenn keine anderen Möglichkeiten mehr bestehen. Dies kann man am Beispiel Papier verdeutlichen: Man sollte die Verwendung von Papier möglichst vermeiden, z.B. indem man eine wiederverwendbare Einkaufstasche statt einer Einwegpapiertüte verwendet. Ist es nicht möglich, Papier völlig zu vermeiden, sollte man den Verbrauch zumindest reduzieren, z.B. indem man bei Events nur genau so viele Handouts ausdruckt, wie man braucht. Das Papier, das dann doch noch genutzt wird, sollte mehrfach genutzt werden, z.B. als Schmierpapier. Falls möglich, sollte es dann dem Papierrecycling zugeführt werden. Manchmal ist dies nicht möglich, z.B. weil das Papier zu viele Verschmutzungen und Verunreinigungen aufweist. Dies gilt z.B. für Lebensmitteltüten oder Pizzakartons, die zwar aus unbeschichtetem Papier bzw. Pappe bestehen, aber stark mit Essensresten wie Fett, Zuckerguss etc. verunreinigt sind. Dann kann das Papier bzw. die Pappe aber immer noch der Kompostierung zugeführt werden, falls dazu eine Möglichkeit besteht.

5-stufiges EU Abfallmanagement

2008 führte die EU eine neue fünfstufige Abfallhierarchie in ihre Abfallgesetzgebung ein, die von den Mitgliedstaaten in nationales Abfallmanagementrecht eingeführt werden muss. Artikel 4 dieser Richtlinie enthält eine fünfstufige Hierarchie von Abfallbewirtschaftungsoptionen:

Die Abfallhierarchie (New Zealand Trade and Enterprise, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:The_waste_hierarchy.jpg)

Die Abfallhierarchie (New Zealand Trade and Enterprise, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:The_waste_hierarchy.jpg)

Die 14R-Liste

Mittlerweile liegen zahlreiche umfangreichere R-Listen zu Nachhaltigkeit und Abfallvermeidung vor. Auf dem Blog „sustainable possibilities“ findet man z.B. eine Liste, die 14 Rs aus solchen Listen zusammenfasst und beschreibt:

  1. Reduce
  2. Reuse
  3. Recycle
  4. Respect
  5. Refuse
  6. Replenish
  7. Rethink
  8. Repair
  9. Reinvent
  10. Recover
  11. Responsibility
  12. Replant
  13. Restore
  14. Rot
Die Lego-Variante der WuPf-Wurm-Pflanzen-Kiste

Die Lego-Variante der WuPf-Wurm-Pflanzen-Kiste

Bücher zu Zero Waste und abfallarmem Gärtnern

Diese „Klassiker“ auf Deutsch bzw. Englisch bieten einen guten Einstieg in das Zero-Waste-Konzept und die Abfallvermeidung:

Die folgenden Garten- bzw. Balkonbücher gehen auch ausdrücklich auf Plastik- und Abfallvermeidung ein:

Kompostwürmer in der WuPf-Wurm-Pflanzen-Kiste

Kompostwürmer in der WuPf-Wurm-Pflanzen-Kiste

Webseiten und Videos zu Zero Waste und abfallarmem Gärtnern

Zero Waste Organisationen

Zero-Waste-Tipps zu verschiedenen Bereichen

Zero-Waste-Tipps speziell fürs Gärtnern

Videos

Zitronenblattstecklinge eintopfen und beschriften

Zitronenblattstecklinge eintopfen und beschriften

Mein persönlicher Sprachspinat-Tipp

Beim heutigen Sprachspinat-Tipp zur Verbindung von Sprachbildung, Naturbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung geht es darum, wie man mit Kindern oder Jugendlichen solche Prinzipien-Listen entwickeln und dabei gemeinsam viel über Ökologie lernen und gleichzeitig das Sprachbewusstsein erhöhen, den Wortschatz fördern und die Kreativität anregen kann. Viele Prinzipienlisten machen nämlich als Merkhilfe Gebrauch von Alliteration, also von einem gemeinsamen Anlaut. Dies gilt nicht nur für die R-Listen, sondern auch für viele Merk- und Prinzipienlisten aus anderen Bereichen, s. u.a.:

Andere Prinzipienlisten machen sich Reime zunutze, z.B. die Permakultur-Ethikprinzipien zur Gestaltung von nachhaltigen Systemen in Landwirtschaft, Garten, Wirtschaft und Gesellschaft: Earth Care (Fürsorge für die Erde), People Care (Fürsorge für Menschen) und Fair Share (gerechtes Teilen). Sowohl gemeinsame Anlaute als auch Reime machen solche Merkhilfen sprachlich eingängig. Zugleich richten sie unsere Aufmerksamkeit auf einzelne Laute bzw. Kombinationen von Lauten und ihre Position im Wort.

Wenn man solche Listen erstellt, sucht man nicht nur nach passenden Wörtern und erweitert oder verfestigt so seinen Wortschatz. Man muss auch sprachlich kreativ sein, seine Auswahl begründen und ein Bewusstsein für Anlaute bzw. Reime entwickeln – eine Fähigkeit, die für den Erwerb des Schreibens sehr wichtig ist.

Zum Einstieg kann man eine kleinere R-Liste vorstellen, die Prinzipien altersgerecht erklären und anhand von Beispielen über die Umsetzung im Alltag bzw. im Garten diskutieren. Dann kann man überlegen, ob man eine solche Liste mit wichtigen Prinzipien auch in der eigenen Sprache erstellen kann. Dabei kann man verschiedene Themen wählen, nicht nur Nachhaltigkeitsthemen, sondern z.B. auch Prinzipien des sozialen Verhaltens. So könnte man z.B. zusammen eine Liste mit Wörtern für das gute Miteinander in der Familie oder in einer Schule bzw. Jugendgruppe aufstellen. Hierzu eignen sich besonders die Anfangsbuchstaben, die auch in häufigen Vorsilben vorkommen, z.B. R (Re-, Rück-), V (Ver-, Vor-) oder Z (Zu-, Zusammen-, Zer-)

  • Reden, Regeln, Respekt, Rücksicht, Ruhe, …
  • Vertrauen, Verzeihen, Verantwortung, Verständnis, Vielfalt, Verlässlichkeit, Verständlichkeit, …
  • Zuhören, Zusammenarbeit, Zusammengehörigkeit, Zuverlässigkeit.

Da man bei der Zusammenstellung von Prinzipien auch die Auswahl von Prinzipien begründen muss, diskutiert man auch über deren Sinn und Bedeutung. Dies fördert die Argumentationsfähigkeit und trägt gleichzeitig zur Bildung für nachhaltige Entwicklung bei. Am besten eignet sich für solche Aktivitäten natürlich ein gemeinsam gestalteter grüner Lernraum, wo man sowohl die 12R-Prinzipien als auch die selbst zusammengestellten Prinzipien des sozialen Miteinanders in die Praxis umsetzen kann. Natürlich kann man auch mit dem Ausdruck Grüner Lernraum selbst sprachlich kreativ werden und sich überlegen, wie Lernen in einem solchen Raum aussehen könnte. Wer möchte, kann hier natürlich auch eine KI beim Ideengenerieren einsetzen – und dabei kritisch die Ergebnisse und den Energieaufwand für die KI-Nutzung diskutieren:

  • Gutes Lernen
  • Gelungenes Lernen
  • Grünes Lernen
  • Ganzheitliches Lernen
  • Gemeinschaftliches Lernen
  • Gesundes Lernen
  • Gerechtes Lernen
  • Geduldiges Lernen
  • Geerdetes Lernen
  • Gartenbasiertes Lernen

Viel Spaß und kreative Ideen!