Ein sensorischer Küchengarten zur spielerischen Sprachbildung, Sprachförderung, Naturbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung – mit Pflanzen von der Wofopf-Wortform-Pflanzen-Liste

Strauchbasilikum im Gartenprojekt am Jugendzentrum in Köln WeidenStrauchbasilikum im Gartenprojekt am Jugendzentrum in Köln Weiden

Die Pflanzen auf der Wofopf-Wortform-Pflanzen-Liste sind ideal für einen sensorischen Garten für alle Sinne. Man kann mit ihnen kochen, Tee zubereiten – und mehr über den Aufbau von Wortformen lernen. Alle Wofopf-Namen enthalten mindestens einen der vier Pflanzennamen Basilikum, Minze, Thymian oder Zitrone – entweder in Kombination mit einem der anderen drei Namen (z.B. Zitronenminze, Zitronenthymian oder Zitronenbasilikum) oder in Kombination mit anderen Wörtern (z.B. Zitronengras, Schokominze, Bergthymian, Bergminze oder rot-grünes Strauchbasilikum).

Die Wofopf- Liste ist eine der drei Pflanzenlisten für den Sprachspinat-Garten, bei dem SPRACHe, SPIel und NATur eine besonders enge Verbindung eingehen – wie im Wort SPRACH-SPI-NAT selbst. Das Konzept des Sprachspinat-Gartens wurde bereits in einem anderen Blogbeitrag beschrieben. Der heutige Blogbeitrag beantwortet die folgenden Fragen:

Am Ende des Blogbeitrags steht – wie immer auf dem Sprache-Spiel-Natur-Blog – der persönliche Sprachspinat-Tipp. Die Wofopf- Liste mit deutschen und lateinischen Pflanzenamen erscheint in einem separaten Blogbeitrag, zusammen mit Links zu Webseiten mit mehr Informationen über die einzelnen Pflanzen und ihre Pflege bzw. Verwendungsmöglichkeiten.

Die Wofopf-Planzen-Liste und der Sprachspinat-Garten

Die Wofopf-Liste gehört zu den Materialien für den Sprachspinat-Garten, der auf spielerische Weise Sprachbildung oder Sprachförderung mit Naturbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung zu einer Einheit verbindet. Dabei kann der “Garten” entweder draußen oder in Innenräumen angelegt werden; und wer gerade selbst keine Möglichkeit zum Gärtnern hat, kann die Namen von der Liste für Gartenplanspiele oder spielerische Sprachaktivitäten nutzen – ob zuhause, in Kita, Schule oder Universität und Einrichtungen der Erwachsenbildung. Mit der Wofopf-Liste lässt sich auch gut eine Ecke in einem Gemeinschaftsgarten gestalten – vielleicht in Kooperation mit einer Bildungseinrichtung.
Für den Sprachspinatgarten wurden u.a. Pflanzenlisten für unterschiedliche sprachliche und naturpädagogische Aktivitäten entwickelt. Bei der Wofopf-Liste, um die es im heutigen Blogbeitrag geht, liegt der Schwerpunkt auf zusammengesetzten Wortformen wie Zitronenbasilikum und auf der Gestaltung eines Küchengartens.

Wohnzimmergarten: Strauchbasilikum, Kohl, Schnittlauch, Unsterblichkeitskraut, Suesskraut und Mangold

Wohnzimmergarten: Strauchbasilikum, Kohl, Schnittlauch, Unsterblichkeitskraut, Suesskraut und Mangold

Die Pflanzennamen auf der Wofopf- Liste

Die Pflanzennamen auf der Wofopf- Liste enthalten zwar alle die Bestandteile Zitrone, Minze, Basilikum oder Thymian; man findet aber verschiedene Typen von zusammengesetzten Namen: Manche der Pflanzennamen sind Komposita, d.h. Wörter, die aus anderen Wörtern zusammengesetzt sind, z.B. Zitronenthymian, Zitronenminze, Schokominze, Zimtbasilikum und Pfefferminze. Andere Pflanzenamen sind Phrasen, d.h. Verbindungen aus mehreren Wörtern zu einer größeren Einheit im Satz, wie z.B. bei der traubigen Katzenminze und beim Holsteiner Zitronenapfel. Solche Phrasen enthalten oft Adjektive wie traubig, die eine Eigenschaft der Pflanze beschreiben. Andere Adjektive geben Auskunft über die Herkunft der Pflanze, z.B. bei den Namen englischer Thymian oder französischer Thymian. Die Adjektive können dabei selbst auch Komposita sein, wie bei der kleinblütigen Bergminze, beim weißbunten Strauchbasilikum oder beim rot-grünen Strauchbasilikum.

Wofopf-Spiele zur Sprachbildung und Sprachförderung

Einige der Pflanzen mit Komposita-Namen sind recht bekannt, einfach anzubauen und in vielen Geschäften zu finden, z.B. Zitronenmelisse oder Marokko-Minze. Man kann aber auch mit den Namen der Pflanzen spielen und neue Pflanzennamen bilden, in denen die Wörter Zitrone, Minze, Basilikum oder Thymian vorkommen. Hierfür kann man sich von existierenden Namen inspirieren lassen. So kann man sich z.B. eine Gummibärchen-Minze oder eine Gummibärchen-Zitrone wünschen, die ebenso nach Gummibärchen duften soll wie die Gummibärchen-Blume Helenium aromaticum (auch als Cephalophora aromatica im Handel). Vielleicht möchte  man aber lieber eine Pflanze, die nach Lakritze schmeckt. Und wenn man sich für eine Wunschpflanze entschieden hat, kann man gemeinsam herausfinden, ob die gewünschte Pflanze bereits existiert (z.B. das Lakritzbasilikum) oder nicht (z.B. die Lakritzminze). Dabei helfen die Wofopf-Liste und die Webseiten, die man dort findet.

So kann man auch lernen, wie man herausfindet, welche der neu geschaffenen Wörter bereits existieren – und welche nicht. Dabei kann man spielerisch den Wortschatz erweitern, Botanikkenntnisse ausbauen, Recherchefähigkeiten üben und angeregte Diskussionen haben.

Man kann sich aber auch in der Gruppe verschiedene Spiele im sensorischen Garten ausdenken und die Spiele mit zusammengesetzten Wortformen beschreiben, bevor man sie spielt, z.B. ein ein Mit-verbundenen-Augen-Pefferminz-Blätter-von-Zitronen-Melissen-blättern-und-anderen-Blättern-unterscheiden-Spiel.

Suchspiel im Kräutergarten: Das Baby mit dem Schirm versteckt sich hinter der Zitronenmelisse

Suchspiel im Kräutergarten: Das Baby mit dem Schirm versteckt sich hinter der Zitronenmelisse

 

Die Wofopf-Liste und die Ermittlung von Sprachfähigkeiten

Neue Wörter zu erfinden und zu benutzen kann nicht nur Spaß machen. Mit solchen “Kunstwörtern” kann man auch erkennen, wie Menschen mit Wortformen umgehen können, die sie nicht einfach als bereits gespeicherte Einheit aus dem Gedächtnis abrufen können. Daher verwendet man Kunstwörter gerne in Studien zum Spracherwerb, z.B. beim sogenannten Wug-Test. Bei diesem Experiment von Jean Berko (1958) erhielten englischsprachige Kinder u.a. ein Bild eines vogelähnlichen Fantasietiers und erfuhren das Wort für dieses Tier. Dann sollten die Kinder einen Satz mit der Mehrzahlform von wug bilden: This is a wug. Now there is another one. There are two of them. There are two … “Das ist ein Wug… Jetzt ist da noch einer. Da sind zwei von ihnen. Da sind zwei …”. Dabei gelang es den untersuchten Kindern, eigenständig und regelgeleitet neue Formen zu bilden, z.B. die Mehrzahlform wugs.

Kinder dazu aufzufordern, Kunstwörter zu wiederholen oder andere Formen dieser Wörter zu bilden, ist mittlerweile Teil von Verfahren zur Ermittlung des Sprachentwicklungsstandes von Kindern in der Sprachtherapie oder in schulischen Kontexten (vgl. z.B. KiSS, SSV, HASE und Delfin 4 für den Erwerb des Deutschen). Man kann Kunstwörter aber auch eher spielerisch und informell für eine erste Einschätzung sprachlicher Fähigkeiten nutzen, beispielsweise bei der alltagsintegrierten Sprachförderung in einem Küchengarten. Hierzu könnte man z.B. Wörter wie die Pflanzennamen auf der Wofopf-Liste wählen. Das hat gegenüber der Verwendung von frei erfundenen Wörtern einen entscheidenden Vorteil: Mit Wörtern wie Zimtbasilikum und Lakritzbasilikum und anderen bislang unbekannten Wörtern von der Wofopf-Liste erweitert man den Wortschatz der Kinder in den wichtigen Bereichen Ernährung und Natur; man bringt ihnen aber keine Wörter bei, die nicht der Standardsprache entsprechen.

Kräuter-Memo-Spiel - auch als Kette und mit Kräutern aus dem Sprachspinat-Garten und recycelten Namensanhängern

Kräuter-Memo-Spiel – auch als Kette oder mit Kräutern aus dem Sprachspinat-Garten und recycelten Namensanhängern

Die Bekanntheit der Wofopf-Namen

Wenn man mit Kindern oder Erwachsenen bekannte Wörter zu neuen Wörtern zusammensetzen möchte, muss man zunächst sicherstellen, dass die Grundbestandteile der neuen Wörter auch wirklich bekannt sind. Außerdem sollte zumindest ein großer Teil der zusammengesetzten Formen so selten sein, dass die meisten Menschen sie nicht kennen. Die Pflanzennamenbestandteile Zitrone, Minze, Basilikum oder Thymian und die entsprechenden Pflanzen sind in der Tat relativ bekannt:

Wie die folgende Tabelle zeigt, liegt die Häufigkeit von Basilikum, Minze, Thymian und Zitrone im unteren Mittelfeld. Auf der 5-Punkte-Häufigkeitsskala des Duden und der 7-Punkte-Skala des Leipziger Wortschatzes gehören alle vier Pflanzennamen zur selben Häufigkeitsklasse. Selbst auf der differenzierteren Leipziger Skala haben Basilikum, Minze und Thymian dieselbe Häufigkeitsklasse, nämlich 15, und nur Zitrone ist etwas häufiger (Klasse 14).

Name Duden DWDS Leipziger Wortschatz
Basilikum 2 3 15
Minze 2 3 15
Thymian 2 3 15
Zitrone 2 3 14

Neben den einfachen Wörtern Zitrone, Minze, Basilikum oder Thymian sind auch einige Komposita mit diesen Wörtern recht bekannt und haben Einträge in Wörterbüchern, z.B. Pfefferminze, Zitronenmelisse und Zitronenbaum. Manche der Wofopf-Komposita werden gerade bekannter, da Zutaten aus der asiatischen Küche immer beliebter werden (z.B. Zitronengras oder Thai-Basilikum). Man findet aber noch sehr viele Pflanzennamen, die keinen eigenen Eintrag im Duden, im DWDS oder in der Leipziger Wortschatz-Datenbank haben. Diese Pflanzennamen sind den wenigsten Menschen vertraut, selbst wenn sie die einzelnen Bestandteile des Pflanzennamens recht gut kennen (z.B. Frauenminze, lateinischer Name: Tanacetum balsamita).

Zitronenblattsteckling

Zitronenblattsteckling

Die Anordnung der Wortbestandteile in Wofopf-Namen

Die Pflanzennamen Zitrone, Minze, Basilikum und Thymian sind nicht nur recht bekannt und gut zu kombinieren. Diese Wörter stehen auch deshalb auf der Wofopf-Liste, da sie jeweils eine bevorzugte Position innerhalb von Komposita haben. So kann man nämlich einiges über den Aufbau und die Eigenschaften von zusammengesetzten Wörtern lernen.

Das Wort Zitrone tritt in zusammengesetzten Pflanzennamen meist als Erstglied auf, d.h. am Wortanfang. Dabei beschreibt Zitrone als Erstglied eines Kompositums typischerweise den Geschmack der betreffenden Pflanze, wie z.B. beim Zitronenbasilikum oder bei der Zitronenminze.

Im DWDS und in der Dornseiff-Wortliste kann man gut nach Komposita suchen. Beim Eintrag für Zitrone im Digitalen Wörterbuch der Deutschen Sprache (DWDS) findet man dabei 23 Wörter mit Zitrone als Erstglied, darunter auch die beiden Pflanzennamen Zitronenbaum und Zitronenmelisse. Auf der Wortschatzliste von Dornseiff taucht Zitrone bei den Pflanzennamen ebenfalls als Erstglied auf, nämlich bei Zitronengras und Zitronenmelisse.

Weder das DWDS noch der Dornseiff-Wortschatz enthalten hingegen Pflanzennamen mit Zitrone als Letztglied. Auch bei weiteren Recherchen zu Pflanzennamen mit Zitrone fanden sich bislang nur die Namen Amalfi-Zitrone (Leipzig Wortschatz, Wikipedia) und Meyer-Zitrone (Wikipedia). Diese Sortenbezeichnungen für Zitronen sind aber kaum gebräuchlich.

Komposita mit Zitrone als Letztglied gibt es allerdings bei Nicht-Pflanzennamen, z.B. Bio-Zitrone oder Salz-Zitrone für einen Typ von eingelegten Zitronen. Außerdem kommt Zitrone gelegentlich als Letztglied von Komposita vor, die eine Geschmacksrichtung von Getränken oder Speisen bezeichnen, wie z.B. Ingwer-Zitrone.

Im Gegensatz zu Zitrone treten Minze, Basilikum und Thymian bei Pflanzennamen als Letztglied auf. Dabei handelt es sich bei den zusammengesetzten Pflanzennamen typischerweise um bestimmte Sorten der drei Pflanzenarten, wie z.B. bei Zitronenminze oder Strauchbasilikum. Somit kann man unterscheiden zwischen Zitrone als beschreibendes Kompositumserstglied bei Pflanzennamen und Minze, Basilikum und Thymian, die in zusammengesetzten Pflanzennamen als Letztglied auftreten und dabei den Pflanzentyp angeben.

Diesen Unterschied kann man für Sprachbildungsaktivitäten nutzen, bei denen man mehr über die jeweilige Rolle von Erstgliedern und Letztgliedern für die Bedeutung von Komposita lernt. Das kann auch zum Sprachverständnis von Menschen beitragen, die das Deutsche erst lernen, egal ob als Kind oder als Erwachsene. Tipps für solche Sprachbildungsaktivitäten gibt es in einem geplanten Blogbeitrag zur Struktur von Komposita, mit Beispielen aus dem Sprachspinat-Garten.

Dabei kann man auch viel über Unterschiede zwischen den einzelnen Sprachen erfahren, die man spricht oder sprechen möchte. Selbst bei nahe verwandten europäischen Sprachen gibt es nämlich beträchtliche Unterschiede bei der Bildung von Komposita. So sind die Bestandteile von Komposita im Französischen genau anders herum angeordnet als im Deutschen. Beispielsweise heißt Zitronenbasilikum dort Citron basilic.

Typen von zusammengesetzten Wofopf-Wörtern

Betrachtet man die Wofopf-Namen, könnte man den Eindruck gewinnen, als ob die Reihenfolge von Wörtern in einem Kompositum stets festgelegt ist und das Erstglied das Zweitglied näher beschreibt – wie bei der Zitronenminze, die eine Minzsorte ist, oder beim Zitronenbasilikum, das eine Basilikumsorte ist.

Beim Kochen oder beim Suchen in Online-Rezeptdatenbanken stößt man aber nicht nur auf Pflanzennamen mit den Bestandteilen Zitrone, Minze, Basilikum oder Thymian. Man findet auch Geschmacksrichtungen wie Zitrone-Minze oder Zitrone-Basilikum. Die Komposita für solche Geschmacksrichtungen werden meist mit einem Bindestrich geschrieben und man kann die Reihenfolge im Prinzip auch vertauschen und Minze-Zitrone oder Basilikum-Zitrone sagen. Dies liegt daran, dass bei diesen Komposita – anders als bei den Pflanzennamen – nicht ein Element das andere beschreibt oder näher bestimmt. Eine Zitronenminze ist eine Sorte von Minze und eine Amalfi-Zitrone ist eine Zitronensorte. Minze-Zitrone bezeichnet aber keine Zitronensorte und Zitrone-Minze ist kein Name für eine Minzsorte.

In der Sprachwissenschaft nennt man Komposita wie Zitronenminze unterordnende oder Determinativkomposita, während man Komposita wie Minze-Zitrone als nebenordnende oder Kopulativkomposita bezeichnet. Die Wofoph-Liste mit ihren vielen essbaren und aromatischen Pflanzen eignet sich gut, um über diesen Unterschied zu sprechen, da man hier sowohl bei den Pflanzennamen als auch bei den Geschmacksrichtungen experimentieren kann und zwar sowohl sprachlich als auch im Garten und in der Küche – oder bei einem Spiel, bei dem man Wörter wie Schokoladenminze, Minzschokolade, Schokolade-Minze und Minze-Schokolade hört oder auf einem Bildschirm sieht- und möglichst schnell raten muss, was davon eine Pflanze, was eine Süßigkeit und was eine Eissorte ist.

Schokoladenminze

Schokoladenminze

Die verbindenden “Fugen”-Elemente in Wofopf-Namen wie Zitrone-n-melisse

Bei Spielen mit geschriebenen Wofopf-Namen kann man auch sehen, dass bei Kopulativkomposita wie Zitrone-Minze die beiden Wörter durch einen Bindestrich verbunden sind. Bei Pflanzennamen wie Zitronenminze oder Zitronenbasilikum treten zwischen den einzelnen Wortbestandteilen hingegen oft sogenannte “Fugenelemente” auf, z.B. das –n‑ bei den Pflanzennamen Zitrone-n-minze, Zitrone-n-basilikum.

Man kann auch erkennen, dass das Auftreten von Fugenelementen mit der Wahl des Erstglieds zu tun hat. So tritt –n‑ z.B. bei Wörtern mit Zitrone oder Katze als Erstglied auf, und zwar sowohl bei Pflanzennamen wie Zitrone-n-minze oder Katze-n-Minze als auch bei anderen Wörtern, wo  Zitrone-n-geschmack. Komposita wie Thymianpflanze, Basilikumpflanze, Thymiangeschmack, Basilikumgeschmack, Bergminze oder Bergthymian weisen hingegen kein Fugenelement auf, und bei Komposita mit Minze als Erstglied wird in sogar das –e am Ende von Minze weggelassen (Minzblatt, Minzgeschmack).

Beiträge mit Spielen zu Fugenelementen in Pflanzennamen findet man in den kommenden Monaten auf dem Sprachspinat-Blog. Wer sich selbst Spiele ausdenken möchte, findet die entsprechenden Hintergrundinformationen und weitere Literaturangaben zu Fugenelementen im Deutschen auf  der Webseite des Instituts für deutsche Sprache in Mannheim. Einen guten Einstieg bietet auch ein Beitrag von Dr. Bopp auf dem Leo-Blog.

Die grammatischen Eigenschaften der Wofopf-Namen

Die Position eines Wortbestandteils in einem Kompositum ist nicht nur entscheidend für die Bedeutung des Kompositums, sondern auch für seine grammatischen Eigenschaften. Insbesondere bestimmt das Letztglied das Geschlecht des gesamten Wortes, vgl. z.B:

  • das Basilikum, das Zitronenbasilikum, das Zimtbasilikum und das Thai-Basilikum,
  • die Minze, die Zitronenminze, die Bergminze, die Wasserminze und die Schokominze,
  • der Thymian, der Zitronenthymian, der Teppichthymian und der Gartenthymian.

Wörter mit demselben Erstglied können hingegen unterschiedliche Genera haben, abhängig vom Letztglied, vgl. z.B. das Zitronenbasilikum die Zitronenminze und der Zitronenthymian.

Besonders interessant dabei ist, dass Basilikum zwar standardsprachlich ein Neutrum-Nomen ist (s. z.B. Duden online), aber umgangssprachlich manchmal auch als Maskulin-Nomen verwendet wird. Dies sieht man im Digitalen Wörterbuch des Deutschen; und in YouTube-Videos zum Anbau von Basilikum sagen manche Menschen der Basilikum, während andere die Standardform das Basilikum gebrauchen. Anhand von Basilikum-Pflanzen kann man somit gut verdeutlichen, dass die Zuweisung von Genus im Deutschen eine gewisse Variation zeigt – und zu Diskussionen führen kann.

Wenn man dieses Thema ausbauen möchte, kann die Pflänzchen auch in Joghurtbechern anziehen – und dann darüber diskutieren, ob es der, die oder das Joghurt heißt. Dabei kann man z.B. herausfinden, dass im Duden alle drei Möglichkeiten angegeben sind, mit Zusatzinformation zur regionalen Verbreitung. Weitere Wörter mit umstrittener Genuszuweisung findet man in einer kleinen Online-Datenbank für solche Wörter. Mehr Hintergrundinformation zum Thema Genus bei Fremdwörtern findet man z.B. beim Institut für deutsche Sprache in Mannheim.

Beiträge mit Spielen zur Genuszuweisung im Sprachspinat-Garten wird es in den kommenden Monaten auf dem Sprachspinat-Blog geben. Mehr zum Thema Genus findet man auf der Webseite des Instituts für deutsche Sprache in Mannheim oder in einem englischsprachigen Handbuch aus dem Jahre 2000. Als Inspiration für die Entwicklung eigener Spiele zum Genuserwerb kann man Bildkärtchenspiele verwenden, bei denen man Wörter mit verschiedenen Genera in unterschiedlichen Satzkontexten verwendet.

Lektüre und Basilikum in der "essbaren" Permakultur-Wohnung

Lektüre und Basilikum in der “essbaren” Permakultur-Wohnung

Die sensorischen und kulinarischen Eigenschaften der Pflanzen von der Wofopf-Liste

Mit den Pflanzen auf der Wofopf-Liste kann man sehr gut sensorische Gärten anlegen, kochen oder Tee zubereiten. Pflanzen mit Zitrone, Minze, Basilikum oder Thymian im Namen sind nämlich meist essbar, aromatisch und zum Kochen oder zur Herstellung von Getränken geeignet. Dabei kann man z.B. versuchen, den Zitrusgeschmack beim Zitronenthymian, beim Zitronenbasilikum und bei der Zitronenminze herauszuschmecken.

Man kann aber auch Geschmack und die Farben, Größen und Formen verschiedener Minz-, Thymian- oder Basilikumsorten vergleichen, z.B. Zitronenbasilikum, Zimtbasilikum und Lakritzbasilikum. Außerdem kann man das flauschige Zitronenblatt-Blatt einer Zitronenblattpflanze streicheln und es mit dem eher ledrigen Zitronen-Blatt vom Zitronenbäumchen vergleichen, mit den glatten zarten Blättern des Zitronenbasilikums, den dünnen, aber dennoch strukturierten Blättern der Zitronenmelisse oder aber mit dem harten Blatt des Zitronengrases.

Damit man das sensorische und kulinarische Potential der Wofopf-Liste so richtig ausschöpfen kann, enthält jede Pflanzenliste für den Sprachspinat-Garten auch Links zu Rezepten für die Pflanzen auf der Liste. Ein erstes Teerezept mit Kräutern von der Wofopf-Liste gibt es bereits auf dem Sprachspinat-Blog. Weitere Informationen und Inspiration für die Rolle von sensorische Erfahrungen in der Bildung für nachhaltige Entwicklung findet man in den Portalen für Unterrichtsmaterialien zu diesem Thema. Dort findet man auch Ansätze aus der Kräuterpädagogik.

Ein Wofopf-Küchengarten eignet sie natürlich auch zur Diskussion des zweiten UN-Nachhaltigkeitsziels: “Ernährung weltweit sichern“. Man kann aber auch über regionalen Lebensmittelanbau und die Auswirkungen von Nahrungstransporten auf den Klimawandel sprechen – und so das dreizehnte UN-Nachhaltigkeitsziel thematisieren: “weltweit Klimaschutz umsetzen“.

Pausensnack im Büro: Zitronenmelisse, Pflücksalat, Schnittlauch

Kräuter aus dem Wofopf-Garten als Pausensnack im Büro: Zitronenmelisse, Pflücksalat, Schnittlauch

Die medizinischen Eigenschaften der Pflanzen von der Wofopf-Liste

Die Wofopf-Liste enthält auch viele medizinischen Pflanzen aus der traditionellen Medizin. So verwendet man z.B. sowohl Minze als auch Thymian traditionell bei Erkältungskrankheiten und setzt Basilikum gegen Appetitlosigkeit ein. Zitronen werden hingegen v.a. wegen ihres hohen Vitamin-C-Gehaltes geschätzt. Eine Liste mit Literatur zu Kräutern und Arzneipflanzen findet man bereits auf dem Sprachspinat-Blog.

Angesichts ihrer medizinischen Eigenschaften eignet sich die Wofopf-Liste für die Auseinandersetzung mit dem dritten UN-Nachhaltigkeitsziel: “Gesundheit und Wohlergehen“. Die Kräuter können aber auch für Lerneinheiten im Fach Geschichte verwendet werden, die sich mit der Geschlechtergerechtigkeit befassen, insbesondere im geschichtlichen Kontext der Verfolgung von “Kräuterweibern” und “Hexen”. Dies bietet einen Anlass für die Auseinandersetzung mit dem fünften UN-Nachhaltigkeitsziel: “Gleichstellung von Frauen und Männern“.

Biodiversität im Wofopf-Garten und die UN-Nachhaltigkeitsziele

Die Wofopf-Liste zeigt trotz aller Ähnlichkeiten bei den deutschen Namen eine große Artenvielfalt. Hier sind nicht nur unterschiedliche Arten derselben Gattung vertreten, die man miteinander vergleichen kann, sondern auch unterschiedliche Gattungen, Familien und Ordnungen. Dies zeigen bereits die Beispiele in der folgenden Tabelle:

 

Ordnung Familie Gattung Art Varietät Deutsch
Asternartige Korb-
blütler
Beifuß Artemisia abrotanum ‘Citrina’ Zitronen-Eberraute
 

 

Lippen-blütler-
artige

 

Lippen-
blütler

 

Katzen-
minze

Nepeta cataria ‘Citriodora’ Zitronen-Katzenminze
Nepeta racemosa ‘Odeur Citron’ Traubige Katzenminze ‘Odeur Citron’
Melissen Melissa officinalis Zitronenmelisse
Rosenartige Rosen-gewächse Äpfel Malus-Hybride ‘Holsteiner Zitronenapfel’ Herbstapfel ‘Holsteiner Zitronenapfel’

 

Bereits ein kurzer Blick auf diese Tabelle verdeutlicht, dass die deutschen Namen nicht die botanische Klassifikation wiederspiegeln oder Wort für Wort ins Lateinische übersetzt werden. Ebenso gehört z.B. nicht jedes Kompositum, das Minze als Letztglied enthält zur derselben Gattung oder Art, So sind z.B. weder Katzenminze noch Bergminze eine Minze im botanischen Sinne (Mentha). Die Pflanzen auf der Wofopf-Liste bieten somit einen guten Anlass zu Diskussionen über Pflanzenklassifizierungen und Biodiversität.

Gleichzeitig findet man auf dieser Liste viele Pflanzen, die sehr insektenfreundlich sind. Dies gilt insbesondere – aber nicht nur – für die Küchenkräuter wie die verschiedenen Minz-, Thymian- und Basilikumsorten. Auch hinter den Pflanzennamen mit Zitrone als Erstglied verbergen sich einige insektenfreundliche Pflanzen, z.B. der Zitronenapfel.

Mehr Informationen zu Artenreichtum, Biodiversität und insektenfreundlichem Gärtnern findet man in einem Sprachspinat-Beitrag zum insektenfreundlichen Gärtnern mit Pflanzenlisten, Literatur- und Gestaltungstipps. Auf dem Blog gibt es auch eine Einführung ins Permakulturdesign von nachhaltigen Systemen nach dem Vorbild der Natur, das für die Gartengestaltung nützlich sein kann. Mit diesen Materialien und der Wofopf-Liste kann man spielerische Lernaktivitäten zum fünfzehnten UN-Nachhaltigkeitsziel gestalten: intakte Ökosysteme an Land.

Schnell gemacht mit einem Stück Klopapierrolle, Locher, Wollrest: Kräuterkette - auch mit Pflanzen aus dem Wofopf-Garten

Schnell gemacht mit einem Stück Klopapierrolle, Locher, Wollrest: Kräuterkette – auch mit Pflanzen aus dem Wofopf-Garten

Wofopf-Pflanzkisten und UN-Nachhaltigkeitsziele

Einen Holsteiner Zitronenapfel wird man sich zwar nicht ins Wohnzimmer stellen können, aber ein Zitronenbäumchen gedeiht bei entsprechenden Licht- und Platzverhältnissen durchaus in der Wohnung oder auf dem Balkon. Noch einfacher ist es, Kräuter wie Basilikum, Minze, Thymian, Zitronengras, Zitronenmelisse oder Zitronenblatt in der Wohnung oder in einem Hochbeet im Garten oder auf dem Balkon zu ziehen. Tipps und Informationen findet man z.B. auf einer englischsprachigen und einer deutschsprachigen YouTube-Playliste zu essbaren Pflanzen in der Wohnung.

Wenn man Pflanzen von der Wofopf-Liste in Innenräumen oder im Hochbeet anbaut, benötigt man Pflanzgefäße, Erde, Dünger und ggf. Schutz gegen Schnecken oder pflanzenschädigende Insekten. Man muss also überlegen, ob man

  • Bioanbau oder konventionellen Anbau betreibt,
  • Pflanzgefäße selbst herstellt, neu kauft oder im Second-hand-Geschäft oder auf Tauschbörsen erwirbt,
  • ob man Erde mit Torf, Kokosfasern oder ähnlichen Produkten verwendet,
  • wie man die benötigten Materialien transportiert und wie sie hergestellt und verpackt wurden etc.

All diese Entscheidungen können dazu genutzt werden, Nachhaltigkeitsthemen zu diskutieren, z.B. Transport, Verpackung, Schäden durch Torfabbau und die Rolle von Mooren für das Klima etc. Dies kann man z.B. tun, indem man die “konventionellsten” Produkte und Anpflanzoptionen mit alternativen Optionen vergleicht. Als Vorbild für ein solches Projekt kann der Vergleich einer “traditionellen” Tasse Tee mit einer Tasse Tee nach Permakulturprinzipien dienen. Hierfür gibt es bereits Materialien. Mit diesen Materialien und der Wofopf-Liste kann man verschiedene spielerische Lernaktivitäten zum zwölften UN-Nachhaltigkeitsziel Nummer gestalten: “Nachhaltig produzieren und konsumieren”. Dabei kann man die 5 R der Nachhaltigkeit diskutieren:

Mein persönlicher Sprachspinat-Tipp

Für Spiele mit den Wortformen von Pflanzennamen braucht man keinen eigenen Garten mit Platz für einen Zitronenapfel und mehrere Kräuterbeete. Einen Mini-Wofopf-Garten mit ein paar Kräuterpflanzen kann man selbst im Wohnzimmer anlegen. Hier sieht man z.B. meine Kiste mit Zitronenblatt, Zitronengras, Zitronemnelisse und Zitronenthymian.

Zitronenblatt und Zitronengras im Wohnzimmer

Zitronenblatt und Zitronengras im Wohnzimmer

Um sich mit den Pflanzennamen von der Wofopf-Liste zu beschäftigen, kann man auch einfach frische oder getrocknete Kräuter sowie Zitronen kaufen und damit verschiedene Teemischungen, Eissorten, Soßen etc. herstellen. Dafür gibt es auf dem Sprachspinat-Blog schon einen Kräutertee mit Pflanzen von der Wofopf-Liste. Der Blog bietet auch eine Liste mit Pflanzendatenbanken für die Suche nach weiteren Informationen zu den einzelnen Pflanzen.

Und natürlich kann man im Internet, in Büchern oder Pflanzenkatalogen die einzelnen Pflanzen mit entsprechenden Bildern finden. Mit den Bildern oder mit eigenen Fotos bzw. Zeichnungen kann man dann seinen eigenen Garten auf dem Papier, auf dem Tablet oder am Computer gestalten. Man kann aber auch ganz ohne Pflanzen, Teekräuter oder Bilder seine eigenen Spiele mit den Wofopf-Namen entwickeln. Ich würde mich darüber freuen, auch über Bilder oder Nachrichten zu Spielen mit der Wofopf-Liste!